15. Februar 2020
Testbericht - NiSi Switch
Das neueste NiSi Familienmitglied im Test
Von Laura Oppelt
„Flexibilität“ – dieser Ausdruck hat sich zu einem geflügelten Wort unserer heutigen Gesellschaft entwickelt. Nichts scheint schlimmer zu sein, als Unbeweglichkeit und Nicht-Anpassungsfähigkeit. Das zählt für viele Bereiche der modernen Welt, inklusive der Landschaftsfotografie. Aus diesem Grund strebt jeder Equipment-hersteller nach innovativen und ausgeklügelte Produkten. Mit dem neuen 100mm Filterhalter – genannt „Switch“ – hat die Marke NiSi erneut bewiesen, dass ihre Produktpalette nun eine größere Vielfalt aufweist als je zuvor. Das Konzept dahinter ist simpel – Flexibilität in jeder Situation. Ich hatte bereits das Vergnügen, den NiSi Switch zu testen und möchte in diesem Testbericht einen Einblick geben und meine Erfahrungen mit euch teilen.
Was ist der NiSi Switch?
Der Switch ist ein für das 100mm System entwickelte Filterhalter der Marke NiSi. Um ihn an der Kamera ver-wenden zu können, muss er mit dem 82mm Hauptadapter kombiniert werden. Dieser ist Bestandteil der V6, V5Pro sowie V5 Kits, oder kann separat erworben werden. Wenn du schon ein NiSi-Nutzer bist, kannst du den Switch also einfach als zusätzlichen Filterhalter bestellen. Er ist speziell für Fotografen gemacht, die Grauverlaufs-filter (GND-Filter) in unterschiedlichen Winkeln ausrichten möchten. Die beiden Filtersteckplätze lassen sich so-wohl zusammen als auch unabhängig voneinander um 360 Grad in jede Richtung drehen. Dies ermöglicht es dem Switch, dem Fotografen in komplexen Lichtsituationen die nötige Flexibilität zu bieten.
Wie funktioniert der Switch? - Handhabung
Das gesamte System lässt sich einfach und schnell am Objektiv anbringen und ist so simpel wie genial. Falls deine Linse keinen 82mm Standard Filterdurchmesser hat, kannst du einen der Adapterringe verwenden. In meinem Fall ist das der 77mm Adapter für das Canon EF 16-35mm f/4 Weitwinkel. Als Nächstes wird nun der Haupt-adapter montiert. Falls benötigt, kann zusätzlich ein Rundfilter in den Hauptadapter integriert werden. Zuletzt wird der Switch Filterhalter am Hauptadapter befestigt. Der Halter selbst besteht aus hochwertigem Aluminium und verfügt über eine Feststellschraube, um das ganze System bombenfest am Objektiv zu fixieren. Trotzdem lässt es sich 360° drehen und ermöglicht maximale Flexibilität. Der Switch ist einfach und bequem zu handhaben, die zwei Filtereinschübe lassen sich geschmeidig drehen und sogar mit dicken Handschuhen funktioniert die Bedienung einwandfrei.
Was unterscheidet den Switch vom V6 Filterhalter?
Der Hauptunterschied (und Vorteil), die der Switch bietet, ist die Möglichkeit, den ersten Filter unabhängig vom zweiten anzupassen, da die Filtereinschübe nicht miteinander fixiert sind. Allerdings hat der Switch nur zwei Steckplätze für Filter, wohingegen der V6 Filterhalter von NiSi Platz für bis zu drei Filter hat. Beide Systeme ermöglichen den Gebrauch eines weiteren – runden – Filters in Kombination mit den Rechtecksfiltern, die am Halter selbst befestigt sind (der Rundfilter lässt sich in den Hauptadapter integrieren). Jedoch ist nur der V6 eine sinnvolle Option, wenn mit einem zirkularen Polfilter gearbeitet werden soll – dieser lässt sich nämlich an zwei kleinen Rädchen an der Rückseite des Halters drehen und anpassen, die am Switch fehlen.
Der neue NiSi Switch Filterhalter (rechts) verglichen mit dem V6 Halter (links)
Wofür brauche ich den Switch Filterhalter?
Besonders in komplexen Lichtsituationen wirst du die Qualitäten des Switch schätzen lernen. Gerade wenn ein harter Verlaufsfilter mit einem weichen kombiniert werden soll, spielt der Switch seine Flexibilität aus, da der weiche Filter in einem anderen Winkel als der harte positioniert werden kann. Stell dir vor, du fotografierst bei starkem Seitenlicht, welches du mit einem weichen Verlaufsfilter abschwächen möchtest. Dies ist mit dem Switch problemlos möglich, indem du nur den weichen Filter in die gewünschte Richtung drehst – der zweite (harte) Verlaufsfilter bleibt dabei in seiner ursprünglichen Position. Bei der Verwendung eines normalen Filterhalters gestaltet sich dies bei gleicher Lichtsituationen schwieriger, da du den Filterhalter nur als Ganzes, nicht aber die Filter separat drehen kannst. Das wiederum würde zu Problemen mit dem harten Verlaufsfilter führen, da dieser ja an der Horizontlinie ausgerichtet werden muss.
Als weiteres Szenario stellen wir uns einen kegelförmigen Berg vor, der sich deutlich vom Himmel als Hintergrund abhebt. Mit zwei unabhängig voneinander verstellbaren weichen Verlaufsfiltern kann der Helligkeitsunterschied zwischen dem dunklen Berg und dem helleren Himmel leichter korrigiert werden, als mit nur einem weichen Verlauf, oder zweien, die aber nicht separat in unterschiedliche Richtungen gedreht werden können.
Der Switch ist einfach zu bedienen und erlaubt es den Filtern, sich unabhängig voneinander um 360 Grad zu drehen.
Fazit
Ich habe schon seit einiger Zeit auf einen Filterhalter wie den NiSi Switch gewartet und war super glücklich, gleich die Chance bekommen zu haben, ihn ausführlich unter die Lupe zu nehmen. Von Anfang an hat mir die Idee hinter dem Konzept gut gefallen, allerdings war ich neugierig, ob er die Erwartungen beim Einsatz on location auch erfüllen kann. Die Antwort lautet eindeutig Ja! NiSi bestätigt einmal mehr, dass seine Ausrüstung auf höchstem qualitativen Niveau liegt. Das Produkt ist funktional, einfach zu handhaben und solide gefertigt. Aber nun, da wir uns langsam dem Ende dieses Testberichts nähern, stellt sich die wirklich wichtige Frage, ob sich ein Upgrade von einem älteren Filterhalter wie dem V6 hin zum Switch lohnt oder nicht.
In meinen Augen hat der Switch den einen Nachteil, einen Steckplatz weniger als der V6 zur Verfügung zu haben. Aber gibt es wirklich so viele Situationen, in welchen mehr als zwei Filter wirklich nötig sind? Zumal man be-denken muss, dass ein dritter (runder) Filter ja auch beim Switch angebracht werden kann. Auf der anderen Seite – gibt es wirklich so viele Situationen, die den Gebrauch von zwei sich unabhängig voneinander verstellbaren Verlaufsfiltern voraussetzen? Heißt also, dass am Ende des Tages jede(r) Fotograf(in) für sich entscheiden muss, ob er/sie lieber mit einer höheren Anzahl Filtern arbeitet, oder lieber flexibler mit weniger Filtern ist. Zudem ist die Entscheidung zwischen dem Switch und beispielsweise dem V6 auch davon abhängig, welche Filter vorrangig verwendet werden: wenn man einen Mix aus Verlaufsfiltern, Graufiltern und Polarisationsfiltern bevorzugt, empfiehlt sich der V6. Wenn man aber hauptsächlich mit verschiedenen Verlaufsfiltern arbeitet, ist der Switch die bessere Wahl.
Wie auch immer, eine letzte Sache noch: ich persönlich würde meinen geliebten V6 Filterhalter nicht missen wollen, da er meine erste Wahl in fast jeder Situation ist. Der Switch kann ihn in meinen Augen (noch) nicht ersetzen, hat sich aber als hervorragende Alternative unter bestimmten Bedingungen, die mehr Flexibilität voraussetzen, erwiesen. Dementsprechend kann ich dir die Anschaffung des NiSi Switch Systems zusätzlich zu dem Filterhalter, den du schon hast, unbedingt empfehlen. Du wirst sehen, er rüstet dich für jede Situation perfekt aus – und macht dich flexibler!